Fleischhauerstr. 85

Projektleitung: Lars Köhn

Wiederherstellung eines verloren gegangenen Kulturdenkmals in der Lübecker Altstadt 

Gewerbeeinheit und 3 Wohneinheiten 

 

Engagierte und gestaltunbewusste Althaus-Sanierer fanden 2014 ein Dielenhaus vor, das 1305 erstmals erwähnt und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts von Fleischhauern genutzt worden war. Mit den Nachbarhäusern 79-83 bildet es eine markante Einheit von vier Giebelhäusern in der unteren Fleischhauerstraße.

1961 wurde das zuletzt als Druckereigebäude genutzte Haus durch einen Lübecker Architekten grob entstellt.

 

Durch die vollständige Überbauung des Hofes war die Gebäudestruktur mit einem Seitenflügel aus dem 16. Jahrhundert und einem Quergebäude aus dem 19. Jahrhundert gänzlich unkenntlich geworden. 

 

In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege entwickelten die Bauherren mit dem Architekturbüro Schröder-Berkentien eine denkmalgerechte Planung für Wohnen und Arbeiten im altstädtischen Kontext.

 


In dem durch sorgsame Freilegung herausgeschälten Denkmal wurden vor allem in der großen Diele bewusst auch Hinweise auf den verfremdeten gestalterischen Eingriff von 1961 kenntlich gemacht: 

Stahlbeton-Elemente in der Dielendecke und der den Hausbaum ersetzende Betonpfeiler wurden gleichsam als Spoiler belassen und zeugen in Übereinstimmung mit den denkmalpflegerischen Prinzipien von dem Eingriff der Nachkriegszeit. 

 

Das Querhaus erhielt sein Satteldach zurück, das als Abdruck am Nachbarhaus noch erkennbar war. Da der Seitenflügel mehrfach verändert worden war, wurde die vorgefundene Situation beibehalten und behutsam modernisiert. Die Umfassung der mittelalterlichen Kloake ist unter einer Holzterrasse noch sichtbar.