Dr. Julius-Leber-Str. 21

Wiederherstellung 

eines denkmalgeschützten Traufhauses (von um 1320)

mit Durchbauten des 16. Jahrhunderts (um 1512) und              18. Jahrhunderts (kurz nach 1775) 

Dr. Julius-Leber-Str. 21 in 23552 Lübeck

Bauzeit: 2013 - 2021

 

Das Grundstück liegt im westlichen Teil des Blocks 16, wo die hier befindlichen Parzellen nach den Kriegszerstörungen neu zugeschnitten wurden. 

 

In der Forschungsakte der Abteilung Denkmalpflege wird die Vermutung geäußert, dass der Beginn der historischen Bebauung noch in Abhängigkeit zu dem Pertinenz-Grundstück an der Straßenecke zur Königstraße steht. Die Bedeutung dieser Lage drückt sich u.a. in den Besitzverhältnissen aus, wonach im 15. Jahrhundert u.a. das Mitglied der Zirkelgesellschaft Ludeke Bere hierauf saß.

 

Die besondere baugeschichtliche Bedeutung entnehme man der ausführlichen Beschreibung im Dehio, im Metzger und auch in der Schleswig-Holsteinischen Kunsttopographie. Deshalb hier nur in Kürze: Zweigeschossiges Traufhaus mit Mansarddach und Zwerchgiebel in Zopfstilformen. 

Eine dendrochronologische Untersuchung durch Sigrid Wrobel führte zu der Erkenntnis, dass sich im Kern des Dachwerks noch der Dachstuhl von ca. 1320 mit drei Nutzebenen befindet und ein bedeutender Ausbau des rückwärtigen Dachwerks bereits um 1512 geschehen ist. In der Zeit kurz nach 1775 erfolgte der letzte bedeutende Durchbau des Dachstuhls mit der Errichtung der Straßengiebels in Form eines gekappten Zwerchhauses.

Das Erdgeschoß ist und bleibt gründerzeitlich überformt.

Das Grundstück war vor Beginn der Sanierung zu 100 % überbaut.

 


Bauliche Maßnahmen

 

Das gesamte Haus wurde verformungsgetreu aufgemessen (Stefan Lorenz, Lübeck).

Die umsichtige Freilegung erfolgte im Einklang mit den ersten Arbeiten am Befund durch die Restauratorin Eileen Wulff, Einhaus, sowie in Abstimmung mit der Denkmalpflege.

Erst dann (und nach Klärung statischer Fragen) wurde mit dem Eigentümer ein Entwurf entwickelt, der letztlich auch durchhielt.

 

Eine besondere bauliche Herausforderung war die Sanierung des Mansarddaches, das sowohl mit Biberschwänzen als auch mit S-Pfannen gedeckt war und ist.

 

Die baulich sichere Anbindung des großen Zwerchhauses, an dessen Attika noch Original-Schnitzereien (in Eiche) vorgefunden wurden, war ein weitere Höhepunkt der Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten.

 

An den historischen Fenstern wurden umfassende Arbeiten zur Sicherung der Flügel und Zargen vorgenommen. Die historische Befensterung wurde mit innenliegenden Fensterflügeln ergänzt, die vor rund 30 Jahren veränderte Haustür ist in ihre ursprüngliche Form zurückversetzt.

Die künftige Farbigkeit der Fassade mit Haustür und den Fenstern wurde nach restauratorischer Untersuchung und in Abstimmung mit der Denkmalpflege festgelegt.

 

Fazit der Sanierung

 

Das Kulturdenkmal ist gerettet und wird künftig wieder als kombiniertes Wohn- und Bürohaus genutzt. Bedeutende Teile seiner Ausstattung wurden gerettet bzw. nach Erkennung wieder- hergestellt und Teil der sichtbaren Hausausstattung.

 

Der Abriss von Teilen der neuzeitlichen Hofbebauung (Teestube etc.) führte zu einer bedeutenden städtebaulichen Aufwertung.

Die im Obergeschoss und im Dachgeschoss befindlichen zwei Wohnungen strahlen über die Parzelle hinweg positiv aus und werten die in diesem Bereich der Johannisstraße noch befindlichen „schwierigen“ Grundstücke nachbarschaftlich auf.