Große Burgstraße 27 / 29

Projektleitung: Markus Matthießen

Moderner Wohnraum in einem ehemaligen Antik-Möbelhof

In der Großen Burgstraße 27/29 entstanden sechs Wohnungen mit eigenwilligem Charme

 

Ursprünglich war es eine Handlung für Kolonialwaren, zuletzt ein Antik-Möbelgeschäft. In der Großen Burgstraße 27 und 29 herrschte im 20. Jahrhundert kaufmännische Betriebsamkeit. Zwischen 1920 und 1957 entstand der verschachtelte Gebäudekomplex rund um den Innenhof, für den mehrere Grundstücke zusammengelegt wurden. Nach dem Wegzug des Möbellagers waren große Teile des Hinterhauses ungenutzt, das aber nach der Sanierung sechs neue Wohnungen mit Wohnflächen von 83 bis 193 Quadratmetern aufnahmen. 

 

Ordnungsmaßnahmen schafften Platz

 

In den beiden Vorderhäusern war neben den Wohnungen ein Einzelhandelsgeschäft untergebracht. Erst wer durch den Durchgang in der Großen Burgstraße 27 hindurchgeht, sieht das Ergebnis der Umbauarbeiten. Der Hof ist vergrößert worden. Die Stadt hat den Abriss von Gebäudeteilen finanziert und so Platz für Freiflächen geschaffen. Solche Ordnungsmaßnahmen dienen der Verbesserung der Wohnverhältnisse und haben in diesem Fall die neue Wohnnutzung erst möglich gemacht. Das alte Treppenhaus am Südende wurde abgerissen. An gleicher Stelle verschafft jetzt ein Lichthof auch dem Souterrain Sonne. Jede Wohnung hat eine großzügige Terrasse oder einen Balkon.

 


Innen pure Industriearchitektur

 

Der Gebäudekomplex steht nicht unter Denkmalschutz, ist aber ein Zeitzeugnis industrieller Architektur. An den Wänden und Decken der Innenräume lässt sich diese Industrievergangenheit auch nach der Sanierung noch ablesen. „Wir haben uns gefragt, wie vermitteln wir den zukünftigen Bewohnern die Bestandsarchitektur?“, erzählt der Architekt Thomas Schröder-Berkentien. „Eher von innen als von außen!“ So wurde die notwendige Wärmedämmung auch fachgerecht außen angebracht und innen der Zustand erhalten. Das stark changierende Ziegelmauerwerk der Fassaden verschwand hinter 12 cm starken Dämmplatten und Putz mit einem hellen Anstrich. Der veränderte äußere Eindruck sei kein Manko, meint Schröder-Berkentien. „Die meisten Betrachter, egal ob Besucher oder Einheimische, glauben, Lübeck sei stets ziegelsichtig gewesen. Richtig ist allerdings, dass die Wohnhäuser früher geschlämmt und erst in späteren Epochen verputzt wurden. Der rote Ziegel als Oberfläche ist eine romantisierende Entwicklung des 19. Jahrhunderts wie auch bei diesem Haus.“

 

An moderner Technik fehlt es im Haus nicht. Stahlfenster mit Isolierverglasung und Fußbodenheizungen sorgen für Wohnkomfort. Die Bäder sind komplett neu, in den Wohnräumen wurde Parkettfußboden verlegt. Ein zentrales Treppenhaus mit Bodenplatten aus Schiefer erschließt die vier Stockwerke. Die neuen Mieter können sich auf Wohnungen mit eigenwilligem Charme freuen. Innenwände wurden entfernt, um den ursprünglichen Charakter des Lager- und Werkstattgebäudes wiederherzustellen. 

Der Architekt ist sich sicher: „Jeder wird seine eigene Fiktion haben.“

 

Quelle: Lübecker Nachrichten