Carlebach-Synagoge

Carlebach-Synagoge 2020

 

Projektleitung: Petra Woppowa

 

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Nach umfassenden Diskussionen über die künftige äußere und innere Gestalt der Synagoge wurde im Sommer 2014 mit den umfangreichen

bauliche Maßnahmen begonnen.

Nach den zwingend erforderlichen Sicherungsarbeiten an den einsturzbedrohten Bauteilen erfolgte eine mit der Denkmalpflege abgestimmte Freilegungsphase, die insbesondere im Gründungsbereich

(Fundamente und Sohle) zu erheblichen archäologischen Grabungen Anlass gab.

 

Neue Erkenntnisse zur Bauform des Vorgängergebäudes, aber auch interessante bauhistorische Einzelfunde führten zu einer starken öffentlichen Anteilnahme an den Grabungen. Die anschließend durchgeführten Rohbauarbeiten ermöglichten die Sicherung des Kellers und die äußere Trockenlegung des gesamten Gebäudes.

Es folgten Sanierungsarbeiten und statische Maßnahmen am Mauerwerk, an Fassade und Dach sowie im gesamten Gebäudeinneren.

In den Geschossen wurde die vorgefundene historische Balkenlage über dem Erdgeschoss zunächst dendrochronologisch untersucht (mit dem Ergebnis eines nahezu einheitlichen Fälldatums des Bauholzes von ca. 1350). Im Anschluss erfolgten an allen Geschossbalken statische

Ertüchtigungen.

 

Auch die gusseisernen Fenster von 1880 im Gebetsraum wurden saniert: neben der Aufarbeitung des Gusseisens konnte auch die Neuverglasung

der Fenster nach historischer Vorlage mit böhmischen Glas erfolgen.

Ein baulicher Abschluss der ersten Bauabschnitte wurde mit der Wiederherstellung der Konstruktion für die Vorsynagoge gefunden. Diese wird künftig ihrer ursprünglichen Funktion entsprechend einen würdigen räumlichen Übergang bilden von der öffentlichen Fläche hinein in den

bedeutendsten Raum der Synagoge, den Gebetsraum.

Ende 2016 wurde es durch die Mittelzusagen des Bundes, des Landes SchleswigHolstein und der PossehlStiftung möglich, in einem letzten 4.

Bauabschnitt sämtliche Arbeiten abschließen zu können:

Einbau der Aufzugsanlage Herstellung der gesamten Haustechnik

Innenausbau Fertigstellung der restauratorischen Arbeiten Gestaltung

der Außenanlage Einbau der Sakralmöbel. 

 

Eine der insgesamt auffälligsten Maßnahmen war die zum Ende der Restaurierung anstehende Ausstattung der Synagoge mit neuen und würdigen Sakralmöbeln. Erfreulicherweise wurde der Verfasser im Internet fündig und fand dort mit dem Kibbuz Lavi in Israel eine besonders geeignete Firma.

Was niemand ahnte: einige Kibbuzbewohner sind direkte Nachkommen des letzten Rabbiners aus Lübeck: David Alexander Winter, seiner Zeit

Rabbi der Lübecker Synagoge, floh 1938 zusammen mit dem größten Teil seiner Gemeinde aus Lübeck. Dessen Nachfahren gehörten zu den

Gründungsmitgliedern dieses Kibbuzes und waren die Eltern der heute noch dort lebenden Kibbuzim. 

 

Für die Enkel von Rabbi Winter ist es besonders bewegend, die Restaurierung der Synagoge ihres Großvaters zu sehen. „Der Kreis schließt sich“; so empfand es Frau Yehudit Menachem, die letztes Jahr Lübeck besuchte, um mehr von ihrer Familiengeschichte zu erfahren. Dr. Ariel Romem, Kinderarzt und einer der Enkel, bemerkte, dass die Restaurierung der Synagoge ein Symbol ist für das Wiederaufblühen der Familie und des gesamten jüdischen Volkes.

 

Nach intensiven Erkundigungen und auch einem Besuch der Produktionsstätte waren sich die Architekten sicher, dass man dort über das notwendige Fachwissen verfügt: „Wir hatten nur drei Vorkriegs-Schwarzweißfotos“, weiß Motti Nimdar, Chefentwerfer der Firma zu berichten.

Dennoch gelang es in überzeugender Weise, die Innenausstattung mit den neuen Möbeln wieder zu vervollkommnen. „Ich bin nach Lübeck gereist,

um die nicht beschädigten Bestandteile der Ausstattung zu untersuchen.“ Durch diese Anschauung vor Ort, die geprägt war von den bereits

weitgehend abgeschlossenen und eindrucksvollen Ergebnissen der Restaurierung an Wänden, Decken und sonstigem Ornament, gelang ein

überzeugender Abschluss der Gesamtmaßnahme.


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